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Lese-Rechtschreibschwäche

 

Die LRS ist eine Störung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die sich ihnen selbst, zuhause und in der Schule im Bereich der sogenannten schulischen Fertigkeiten zeigt. Entweder "kann man das kaum lesen" oder "der Satzbau stimmt nicht". Es werden Buchstaben gedreht oder ganz weggelassen und andere dafür eingesetzt. Kleine und große Buchstaben sehen gleich aus. Genau wie r und v oder wie a wie n wie u. Das ist am Anfang, wenn Kinder schreiben lernen, nichts wirklich Ungewöhnliches. Die "Störung" zu Beginn des  Schreiben-Lernens ist da ganz normal und wird sich verlieren mit der Zeit. Nur wenn sie bleibt, dann gibt es ein Problem. 

 

In unserer Praxis führen wir seit Jahren die Entwicklungsüberprüfungen im Bereich der Teilleistung und der Wahrnehmung bei Kindern aller Alterstufen ab 4 Jahren und bei Jugendlichen durch. Wir sind der Überzeugung, dass viele auffällige Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang zu sehen sind mit dem Nicht-Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten in den bisherigen  und vorangegangenen Lebensjahren.

 

Ob Fähigkeiten nicht erworben werden konnten, um welche  es sich dabei handelt und was man tun kann um sie später doch noch zu erwerben, all das herauszufinden sehen wir als unsere Aufgabe.

 

Seit einigen Monaten beobachten wir dabei ein Phänomen, das vorher in dieser Form im ärztlich-medizinischen Bereich nicht aufgetreten ist. Neben den klassischen Teilleistungs-Wahrnehmungsstörungen, lange bekannt und gut zu behandeln, finden sich jetzt  "isolierte Lücken" in  zweien von den vier grundsätzlich erforderlichen Rechtschreibstrategien. Die beiden Fähigkeiten wurden offensichtlich nicht erworben. 

 

So haben wir begonnen von "zwei Arten der LRS" zu sprechen.  Die erste (A) ist Folge einer frühen Störung in der Wahrnehmung, eine "echte" Entwicklungsstörung, die von der frühen Kindheit bis zum Schuleintritt schon (meistens den Müttern)  aufgefallen ist. Und (B) eine Entwicklungsstörung, die erstmals in der Schulzeit auftritt, nachdem bereits die Fähigkeit zum Schreiben schon grundsätzlich erworben ist.

 

(A) und (B) treten erst seit kurzer Zeit nebeneinander auf. Warum die Unterscheidung wichtig ist? Naja, das Vorgehen zur Heilung oder zur Hilfe ist verschieden. Daher geht es auch hier wieder um die Fragen: Worum genau geht es ? Was ist passiert? Was folgt daraus? Und was ist dann zu tun?          9/2025

 

Entwicklung                                                                                                               

 

"Entwicklung" geschieht auf vielen Gebieten. Und eben auch in Kindheit und Jugend. Was total banal klingt, ist mit ziemlich viel Kraftaufwand verbunden. Kraftaufwand für die Helfenden und für die, die es betrifft.

 

Im ersten Lebensjahr läßt sich Entwicklung anhand von Zunahme des Körpergewichts und  Körpergröße mit bloßem Auge gut erkennen. Auch die kognitive Entwicklung, die Entstehung und Anwendung von Sprache und Verstand und  der Gebrauch der motorischen Funktionen sind offensichtlich in den ersten Lebensjahren.

 

Später geht´s ein wenig langsamer. Dabei verläuft Entwicklung nicht linear, sondern sozusagen in "Stufen". Im Frühjahr und im Herbst z.B. kommt es zu Entwicklung des Körperwachstums und/oder des seelischen Wachstums. Wir sprechen allgemein von Wachstumsschüben.

 

Die Phasen der Reife und des Wachstums zeichnen sich dabei jedoch gerade nicht durch reifes Verhalten aus. Häufig sind Kinder- und Jugendliche gerade in der Zeit der "Wachstumsschübe" ungeduldig, unleidlich bis hin zu aggressiven- impulsiven Worten oder Handlungen, oder sie sind weinerlich, sehr leicht gekränkt und nichts kann ihnen recht gemacht werden.  Sie zeigen Verhaltensweisen, die lange schon nicht mehr zu sehen waren. Z.B. holen sie ihr altes Spielzeug wieder hervor und spielen stundenlang mit Playmobil , mit Lego (was schon ganz lange out war) oder Pokemon. Sie brauchen wieder Kuscheltiere oder schlafen vorübergehend wieder bei den Eltern. Manche Kinder nässen wieder ein, was gerade in der 4. oder  5. Klasse z.B. nicht mehr wirklich gut "ankommt" und Kinder als auch Eltern sehr belasten kann.

 

Wachstumsphasen kosten Kraft (auf allen Seiten). Aber/und sie sind zeitlich begrenzt. In aller Regel ist die Phase überstanden nach Ablauf von 6 Wochen (selten vier und manchmal acht). Dann kommen Zeiten der Festigung/Stabilisierung, die wir "Latenzzeit" nennen und die viele Wochen anhält. Den ganzen Sommer und den ganzen Winter über. Das Wachstum ist erfolgt und gut zu sehen an der neuen Garderobe, die nötig wurde, weil die andere zu klein und viel zu kurz geworden war. Oder an neuen, ziemlich "coolen", interessanten Ansichten, die so ein junger Mensch, Kind oder Jugendlicher, anschließend uns gegenüber äußert. - Bis es im Frühjahr und im Herbst nach langer Ruhepause wieder los gehen kann. 

 

 

 

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ads                                                                                                                        

 

 

 

ads ist die ruhige Variante der Störung der Aufmerksamkeit und Aktivität. Erst wenn es gar nicht mehr geht, werden auch die ruhigen Kinder impulsiv und "rackerig". Zunächst sind sie ruhig im Kindergarten und in der Schule. Sie beobachten gut und beginnen erst dann, wenn sie "soweit" sind und verstanden haben, wie etwas funktioniert. Sie lernen später schwimmen als andere, steigen später zum ersten Mal aufs Fahrrad, können aber dann auch vom Start weg sicher Schwimmen und Fahrradfahren, wo alle Ermutigung erst nichts genützt hatte.

 

Im Kindergarten fordert man sie auf auch mitzuspielen, in der Schule werden sie ermahnt sich öfter zu melden. Sie können sich lange mit etwas beschäftigen und haben oft einen guten Freund- oder noch keinen. Sie verfügen über eine hohe Sensivität, sind hilfsbereit, verstehend, langsam und dann sorgfältig.

 

ads Kinder und Jugendliche sind prozessorientiert. Sie verstehen Zusammenhänge und denken nach. Unsere aktuell schnelle Gegenwart, viele Termine, ein langer Schul-(= Arbeitstag)  erschöpft sie sehr, obwohl sie "von Haus aus" sehr bemüht und anstrengungsbereit sind und alle ihnen ganz viel zutrauen.

 

Wann kommt es zur Vorstellung beim/bei der KJ-Psychiater_in: Bei dauernder Belastung ohne Beachtung der Besonderheiten/Ressourcen der ads-Kinder und -Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt es mit der Zeit zu Erschöpfungszuständen von Krankheitswert. Die Kinder werden unruhig, weinerlich, antworten nicht auf Ansprache, verabreden sich wenig, werden lustlos, wirken traurig. Die Jugendlichen ziehen sich zurück. Beide entwickeln Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen und nehmen immer weniger am Schulleben teil.  Es kommt zu Fehlzeiten in der Schule, die immer mehr werden, je älter die Jugendlichen sind, und je länger das Krankheitsbild besteht. Es entsteht das Bild einer Erschöpfungsdepression.

 

ads fällt weniger auf zu Anfang als das adhs, da es ruhiger und sozial "verträglicher" daher kommt. Auch bemerken wir Eltern, Lehrer und Betreuer an diesen Kindern  und Jugendlichen hohe Kompetenzen. "Sie/er könnte , wenn sie/er nur wollte", ist einer dieser Schlüsselsätze im ads- Zusammenhang.

 

 

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adhs                                                                                                                              

 

adhs ist die lebhafte Variante der Störung der Aufmerksamkeit und Aktivität. Menschen mit adhs sind schnell und impulsiv, ihre Konzentrationsleistung ist verändert und  ihre Merkfähigkeit  kürzer als die der anderen in der Klasse / im Beruf. Sie können impulsiv reagieren und neigen zu schnellen  überhasteten Handlungen. Sie können nicht lange still sitzen, sind immer in Bewegung und sehr schnell bereit in die Klasse zu rufen oder anderen ins Wort zu fallen. Auch wenn sie es selbst wollen, können sie ihr Verhalten nicht wirklich ändern,

was ihnen Ermahnungen und Tadel von Eltern, Lehrern und Kollegen einbringt. Nachher tut es ihnen leid,

nur lernen sie scheinbar nicht aus dem Geschehenen. -> adhs entsteht nicht immer gleich.

 

Vier (4) Gründe für adhs

 

1. häufigste Ursache: reaktives adhs bei Reifungsverzögerung/kombinierter Entwicklungsstörung

2. Wahrnehmungs-/Teilleistungsstörungen

3. emotionale Störungen

4. genuines/primäres adhs

 

Nur der Typ 4 ist medikamentenpflichtig.

 

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